Finanzplatz-Initiative: Kein Geld fĂŒr Zerstörung
Mit umweltschĂ€dlichen MilliardengeschĂ€ften im Ausland trĂ€gt der Schweizer Finanzsektor erheblich zur Klima- und BiodiversitĂ€tskrise bei. Ein breites BĂŒndnis aus Politik, Finanzwirtschaft und NGOs setzt sich deshalb fĂŒr neue Regeln ein und lanciert heute die «Initiative fĂŒr einen nachhaltigen und zukunftsgerichteten Finanzplatz Schweiz».
- Jedes Jahr fliessen MilliardenbetrÀge von Schweizer Grossbanken und Versicherungen in umweltschÀdliche AktivitÀten im Ausland.
- So ist der Schweizer Finanzplatz fĂŒr mindestens das 18-Fache der gesamten inlĂ€ndischen Emissionen der Schweiz verantwortlich.
- Die Initiative stellt sicher, dass die Milliarden kĂŒnftig nicht mehr in Klimaerhitzung und Umweltzerstörung fliessen und der Finanzplatz mehr Verantwortung ĂŒbernimmt.
- Sie wird von einer breiten Allianz unterstĂŒtzt. Dazu gehören Vertreter:innen fast aller politischer Parteien (GrĂŒne, SP, GLP, EVP, Die Mitte und FDP) sowie von Umweltschutzorganisationen und der Finanzbranche.
- Durch Kreditvergabe, Investitionen und Versicherungen hat der Finanzsektor einen entscheidenden Einfluss auf die Ausrichtung der Wirtschaft und hĂ€lt somit einen wichtigen Hebel fĂŒr Klima- und Naturschutz in der Hand.
- Die Selbstregulierungen der Branche und die bisherigen Massnahmen des Bundes reichen nicht, um den Klima- und BiodiversitÀtszielen gerecht zu werden.
Zitate
Stefan MĂŒller-Altermatt, Nationalrat Die Mitte Schweiz
âBevölkerung und Firmen engagieren sich fĂŒr eine nachhaltige Schweiz, und gleichzeitig treibt der Finanzplatz im Ausland Klimawandel und BiodiversitĂ€tsverlust an. Das mĂŒssen wir Ă€ndern.â
Mattea Meyer, NationalrÀtin SP Schweiz
âSchweizer Finanzplatz-Akteure sind verantwortlich fĂŒr die Abholzung von Regenwald oder fĂŒr neue Erdölprojekte in der Arktis. Es braucht endlich strengere Regeln.â
Marc Jost, Nationalrat EVP Schweiz
âDie Finanzplatz-Initiative schafft den nötigen Rahmen fĂŒr ethische Investitionen, die unseren Planeten schĂŒtzen. Sie fördert erneuerbare Energien und eine verantwortungsvolle Wirtschaft fĂŒr zukĂŒnftige Generationen.â
Gerhard Andrey, Nationalrat GrĂŒne Schweiz
âDie Finanzbranche hat klargemacht, dass sie die Verantwortung fĂŒr die Erreichung der Klimaziele des Finanzplatzes nicht ĂŒbernehmen will. Es ist deshalb an der Stimmbevölkerung, mit der Finanzplatzinitative Klarheit zu schaffen.â
Michaël Malquarti, Directeur des risques dans un société de gestion
âIch unterstĂŒtze diese Initiative, da sie ein klares Umweltziel fĂŒr den Finanzsektor festlegt und gleichzeitig den Beteiligten die Freiheit lĂ€sst, die besten Lösungen zur Erreichung dieses Ziels zu erforschen.â
Kathrin Bertschy, NationalrÀtin GLP Schweiz
âInvestitionen in fossile Energien sind umweltschĂ€dlich und volkswirtschaftlich riskant. Weiter wie bisher ist keine Option. Die Initiative stellt die Weichen in Richtung ZukunftsfĂ€higkeit des Finanzplatzes.â
Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz
âJetzt gemeinsam handeln! Mit der Finanzplatz-Initiative stellen wir sicher, dass auch der Schweizer Finanzplatz seinen Beitrag zur Erreichung der internationalen Klima- und BiodiversitĂ€tsziele leistet.â
Der Schweizer Finanzplatz â ein globales Schwergewicht
Die Schweiz ist ein kleines Land, doch ihr Finanzplatz ist ein globales Schwergewicht. Die hier ansÀssigen Grossbanken und Versicherungen richten mit ihren internationalen GeschÀftsbeziehungen grossen Schaden an. So fliessen jedes Jahr MilliardenbetrÀge in umweltschÀdliche AktivitÀten im Ausland, etwa in die Abholzung von Regenwald oder in den Kohleabbau.
WĂ€hrend die heimische Wirtschaft und auch Privatpersonen immer grössere Anstrengungen fĂŒr mehr Nachhaltigkeit unternehmen, ist der Finanzplatz fĂŒr mindestens das18-Fache der gesamten inlĂ€ndischen CO2-Emissionen der Schweiz verantwortlich. Das muss sich Ă€ndern. KlimaschĂ€dliche GeschĂ€fte, fĂŒr welche die Umwelt und kommende Generationen den Preis bezahlen, sollten vom Schweizer Finanzplatz nicht mehr finanziert oder versichert werden. Je spĂ€ter wir handeln, desto teurer wird es.
Breite Allianz fĂŒr neue Regeln
Eine breite Allianz aus Politik, Finanzwirtschaft und Umweltorganisationen setzt sich deshalb fĂŒr neue Regeln ein und lanciert die Initiative fĂŒr einen nachhaltigen und zukunftsgerichteten Finanzplatz Schweiz, kurz: Finanzplatz-Initaitive. Damit wird sichergestellt, dass die Milliarden kĂŒnftig nicht mehr in Klimaerhitzung und Umweltzerstörung fliessen. So wird das Geld frei fĂŒr den Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die unsere Zukunft sichert und die Innovationskraft der Unternehmen stĂ€rkt, statt sie zu gefĂ€hrden.
Konkret heisst das: Der Bund soll sich fĂŒr eine ökologisch nachhaltige Ausrichtung des Schweizer Finanzplatzes einsetzen und eine entsprechende Gesetzgebung auf den Weg bringen. Damit soll sichergestellt werden, dass Schweizer Banken, Vermögensverwalter, aber auch Versicherungen und Pensionskassen ihre GeschĂ€ftstĂ€tigkeiten im Ausland an den internationalen Klima- und BiodiversitĂ€tszielen ausrichten.
TransitionsplÀne zur Umsetzung
Zur Umsetzung der Initiative sind sogenannte TransitionsplĂ€ne vorgesehen, die von den Finanzinstituten erarbeitet und umgesetzt werden. Darin legen sie selbst fest, mit welchen Strategien, Zwischenzielen, Massnahmen und Ressourcen sie die Vorgaben der Initiative erreichen wollen. ZusĂ€tzlich soll es sofortige EinschrĂ€nkungen geben fĂŒr die Finanzierung und Versicherung von neuen Projekten zur Förderung fossiler Energien wie Kohle oder Erdöl sowie fĂŒr die Ausweitung bestehender AktivitĂ€ten.
Zur Durchsetzung wird eine Aufsicht mit VerfĂŒgungs- und Sanktionskompetenz geschaffen, welche stichprobenartig und auf Verdacht hin prĂŒft. Sie kann an bestehende Aufsichtsbehörden wie die FINMA anknĂŒpfen.
Dabei schafft die Initiative keinen «Swiss Finish», sondern orientiert sich an bestehenden internationalen Standards und völkerrechtlichen Verpflichtungen der Schweiz. Sie stĂ€rkt die KonkurrenzfĂ€higkeit der Schweizer Wirtschaft und hilft dem Schweizer Finanzsektor, international nicht den Anschluss zu verlieren. Denn der Blick ĂŒber die Landesgrenzen hinaus zeigt, dass andere bedeutende FinanzplĂ€tze teils schon weiter sind und vermehrt Regulierungen im Bereich Nachhaltigkeit erlassen, darunter London, Singapur oder auch die EU.
Allianz fĂŒr einen nachhaltigen und zukunftsgerichteten Finanzplatz Schweiz
Timo Landenberger
Mediensprecher WWF Schweiz
timo.landenberger@wwf.ch
+41 44 297 21 73