Fallbeispiele

Beispiele zeigen, dass Schweizer Grossbanken und Versicherungen mit ihren internationalen Geschäftsbeziehungen grossen Schaden anrichten. Gleichzeitig beweisen Fortschrittliche Finanzinstitute im Ausland, dass die Ziele der Finanzplatz-Initiative umsetzbar und realistisch sind.

1

Öl- und Gasförderung – mit Unterstützung aus der Schweiz

Trotz internationaler Klimaziele und eindringlicher Warnungen der Wissenschaft wird der Ausbau fossiler Energien weiterhin massiv vorangetrieben. So zum Beispiel in Ghawar im Osten Saudi-Arabiens, wo das weltweit grösste Erdölfeld über weitere Jahrzehnte hinweg ausgebeutet werden soll. Finanzielle Unterstützung für das klimaschädliche Geschäft gibt es auch aus der Schweiz.

Der saudische Energiekonzern, der auf einer Fläche, die vierzehnmal so gross ist wie der Genfersee, Erdöl fördert, zählt zu den grössten Verursachern von Treibhausgasemissionen weltweit. Studien zeigen, dass der Konzern allein für über vier Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist – mehr als jedes andere Unternehmen.

Ungeachtet dessen werden die Förderkapazitäten weiterhin ausgebaut. Das gefährdet direkt die internationalen Klimaziele. Die Vereinten Nationen haben die Ausdehnung der Öl- und Gasförderung deshalb bereits kritisiert.

Möglich wird die fossile Expansion unter anderem durch internationale Finanzierungen. 2019 und 2024 wurden in zwei grossen Aktienverkäufen über 40 Milliarden US-Dollar eingenommen. Abgewickelt wurden diese Transaktionen massgeblich durch die Unterstützung internationaler Finanzakteure.

Auch Schweizer Grossbanken spielten dabei eine zentrale Rolle. Sie traten als Organisatoren und Vermittler auf und profitierten von Millionenprovisionen. Damit trugen sie zur Ausweitung einer der klimaschädlichsten Industrien der Welt bei.

Finanzströme wie diese zeigen, wie eng die Förderung fossiler Energien mit den globalen Finanzmärkten und insbesondere mit dem Schweizer Finanzplatz verflochten ist. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, braucht es verbindliche Regeln – auch für Finanzinstitute.

1

Flüssiggas-Boom untergräbt Klimaziele – Schweizer Versicherungen ermöglichen klimaschädliche Infrastruktur

Der Ausbau von Flüssiggas-Infrastruktur (LNG) schreitet weltweit mit hoher Geschwindigkeit voran – und das trotz eindeutiger Warnungen der Wissenschaft. Entlang der US-Küste sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Terminals entstanden. Die Folge: Steigende Methanemissionen, zerstörte Ökosysteme und eine weitere Verschärfung der Klimakrise.

Ein Beispiel für den globalen Trend zur fossilen Expansion ist das 2022 in Betrieb genommene Flüssiggas-Terminal Calcasieu Pass im US-Bundesstaat Louisiana. An diesem Standort werden LNG-Tankschiffe be- und entladen – ein energieintensiver Prozess, der erhebliche Mengen an Treibhausgasen freisetzt. Neben der Verbrennung selbst ist vor allem das bei der Förderung und Verarbeitung austretende Methan problematisch. Methan ist ein hochwirksames Treibhausgas und um ein Vielfaches klimaschädlicher als CO2. Schon kleinste Leckagen oder das kontrollierte Ablassen von Gas (sogenanntes Venting) können enorme Umweltfolgen haben.

Am Terminal in Calcasieu Pass ist dies keine Ausnahme, sondern die Regel. Laut dem Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) entweichen dort überdurchschnittlich grosse Mengen an Methan – unter anderem aufgrund technischer Mängel infolge des beschleunigten Baus. Der Betrieb führt ausserdem zu hoher Luftverschmutzung, zerstört sensible Feuchtgebiete und bedroht die Lebensgrundlage lokaler Fischereigemeinschaften.

Selbst die Internationale Energieagentur warnt: Wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden sollen, darf es keine neuen Investitionen in fossile Energieinfrastruktur mehr geben. Der weitere Ausbau von Flüssiggas-Kapazitäten steht im direkten Widerspruch dazu.

Diese Entwicklung wird auch durch die Unterstützung grosser Versicherungskonzerne ermöglicht, darunter mehrere Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz. Ohne die entsprechenden Versicherungsleistungen wären der Bau und der Betrieb solcher Anlagen kaum realisierbar. Spezialisierte Policen mindern finanzielle Risiken für Betreiber und machen Projekte wie Calcasieu Pass überhaupt erst wirtschaftlich tragfähig.

Solange klimaschädliche Grossprojekte wie LNG-Terminals durch internationale Versicherungen abgesichert werden – auch aus einem Land wie der Schweiz, das sich offiziell zum Klimaschutz bekennt –, bleiben globale Umweltziele reine Theorie.

1

Nachhaltige Finanzpraktiken als Vorbild

Fortschrittliche Finanzinstitute im Ausland beweisen es: Bei ihren Investitionen, Finanzierungen oder Versicherungen können sie auf umweltschädigende Aktivitäten und Sektoren verzichten oder diese strenger handhaben. Beispiele aus verschiedenen europäischen Ländern illustrieren, dass die Ziele der Finanzplatz-Initiative realistisch und umsetzbar sind.

Der italienische Versicherer Generali zählt zu den weltgrössten Versicherungsunternehmen. Im Oktober 2024 kündigte er als erster Versicherer weltweit an, neben Kohle auch keine neuen Öl- und Gasaktivitäten, Öl-Pipelines, LNG-Terminals und Gaskraftwerke mehr abzusichern.

Die französische La Banque Postale hat im März 2023 ihr Versprechen erneuert, sich bis 2030 mit ihren Finanzierungen und Investitionen vollständig aus dem Öl- und Gassektor zurückzuziehen.

Die Danske Bank aus Dänemark hat im Februar 2024 bekannt gegeben, dass sie künftig nur noch in Unternehmen des fossilen Sektors investieren wird, sofern diese über Netto-Null-Transitionspläne verfügen. Siehe:

Die niederländische ASN Bank hat im Februar 2024 umfassende Anlagerichtlinien veröffentlicht. Demnach schliesst die Bank Investitionen in Unternehmen aus, die beispielsweise mit Entwaldung und Abholzung von ökologisch wertvollen Wäldern in Verbindung stehen.

Der französische Vermögensverwalter BNP Paribas AM hat im November 2024 seine Anlagepolitik verschärft. Er tätigt keine Investitionen mehr in Anleihen von Öl- und Gasproduzenten, die am Primärmarkt ausgegeben werden.